Pflegewissenschaft - Studium, Jobs, Gehalt

Pflegewissenschaft - Studium, Jobs, Gehalt

 

Was ist Pflegewissenschaft?

In Deutschland werden die Menschen immer älter. Das verlangt nach mehr Kompetenz in der Pflege. Aufgabe der Pflegewissenschaft ist es, die Pflege zu akademisieren und vorhandene Strukturen und Methoden zu verstehen, zu verbessern und zu erforschen. Die Pflegewissenschaft gehört zu den Handlungs-oder Praxiswissenschaften. Sie ist innerhalb der Sozialwissenschaften angesiedelt und greift auf Erkenntnisse und Methoden der Gesundheitswissenschaften, Medizin, Psychologie, Soziologie, Biologie, Theologie und Geschichte zurück. 

 

Während die Akademisierung der Pflege in den USA bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte, ließen Initiativen in Deutschland bis nach dem 2. Weltkrieg auf sich warten. Forschungsprojekte wurden kontinuierlich erst seit den 1980er Jahren durchgeführt. Die Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland hat vor allem dank der Initiative privater Stiftungen Aufwind bekommen. Pflegestudiengänge erfreuen sich seit den 1990er Jahren eines enormen Zuwachses.

Aufgabenfelder in der Pflegewissenschaft

 

Pflegewissenschaftler haben Kompetenzen in allen Bereichen der Pflege. Sie verfügen über das Wissen um die besten Therapie- und Pflegemethoden und bilden sich in den Bereichen Diagnose und Pflegehilfen kontinuierlich fort. Als Leiter der Pflegeeinheiten in Senioren-und Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen, Sozialstationen, Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken und sonstigen Therapieeinrichtungen schulen sie das Personal. Ein Experte in der Pflegewissenschaft erstellt Dienstpläne und koordiniert das Personal der jeweiligen Einrichtung.

 

Da auch die Kalkulation von Dienstleistungen in der Pflege, die Abrechnung mit den gesetzlichen und privaten Krankenkassen sowie die Verwaltung des Budgets zu den Aufgaben in der Pflegewissenschaft gehört, sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse gefragt. Pflegemanagement ist daher Teil der Pflegewissenschaft. Eine Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich in der Pflege ist möglich, zum Beispiel in der Betreuung von Demenzkranken oder Schmerzpatienten. 

 

Neben der Tätigkeit in einer Einrichtung sind Pflegewissenschaftler auch als Gutachter für Krankenkassen tätig. So stufen sie pflegebedürftige Patienten in die entsprechende Pflegestufe ein. In der Pflegewissenschaft ist es ebenfalls möglich, an Hochschulen oder Universitäten in der Forschung zu arbeiten. Hier geht es neben der Lehrtätigkeit vor allem darum, neue Maßnahmen und Ansätze in der Pflegewissenschaft zu entwickeln und die Ergebnisse der Forschung in die Praxis zu transferieren. 

Anforderungen in der Pflegewissenschaft

 

Voraussetzung für ein Studium der Pflegewissenschaft ist in der Regel die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder eine abgeschlossene Fachhochschulreife. Manche Hochschulen erwarten auch eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem pflegerischen Beruf. Oft ist es auch möglich, nach einjähriger Ausbildungszeit als Pflegefachkraft an eine Hochschule zu wechseln. 

 

Es ist auch ohne Hochschulreife möglich, Pflegewissenschaft zu studieren. Voraussetzungen sind eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Pflege, mehrjährige Berufserfahrung und Weiterbildungen. Zugangstests werden oft verlangt. Wer ohne Abitur Pflegewissenschaft studieren möchte, sollte sich frühzeitig mit der Studienberatung der entsprechenden Hochschule in Verbindung setzen. 

 

An persönlichen Voraussetzungen sollte Spaß am Umgang mit Menschen und Kommunikationstalent mitgebracht werden. Denn in der Pflegewissenschaft besteht regelmäßiger Kontakt zu Patienten, deren Angehörigen und den Mitarbeitern. Der Alltag in einer Pflegeeinrichtung erfordert Organisationstalent, Flexibilität, Belastbarkeit, Disziplin, Selbstmanagement, betriebswirtschaftliche Kompetenz sowie Umsetzung und Analyse komplexer Fragestellungen und Aufgaben. 

Das Studium der Pflegewissenschaft

 

Pflegewissenschaft Bachelor



Das Bachelorstudium Pflegewissenschaft hat eine Regelstudienzeit von sechs Semestern. Oft wird das Studium berufsbegleitend absolviert, sodass sich das Studium auf neun oder zehn Semester verlängert. Es besteht die Möglichkeit eines dualen Studiums. Das heißt, parallel zum Studium wird eine Ausbildung zur Pflegefachkraft absolviert, zum Beispiel als Altenpfleger oder Krankenpfleger.

 

Dieses duale Studium hat den höchsten Praxisbezug und erfreut sich großer Nachfrage. Relativ neu ist die Möglichkeit, Pflegewissenschaft als Fernstudium zu absolvieren. Dies ermöglicht eine individuelle Zeiteinteilung. Bestimmte Präsenzveranstaltungen, meist in Form von Wochenendkursen oder Blockseminaren, sind jedoch Pflicht. 

 

In den ersten Semestern erwerben die Studierenden umfangreiche Theorie- und Methodenkenntnisse der Pflegewissenschaft. In höheren Semestern werden die Studieninhalte spezifischer. Durch die Kombination bestimmter Fächer können individuelle Schwerpunkte gesetzt werden.

 

In Vorlesungen und Seminaren haben die Studenten Präsenzpflicht. Heimarbeiten, Referate und Klausuren werden im Rahmen dieser angefertigt und benotet. Projektbezogenes Arbeiten oder praktische Einheiten in einer Pflegeeinrichtung werden zur Mitte des Studiums absolviert.

 

Am Ende des Studiums stehen die Anfertigung der Bachelorarbeit sowie eine mündliche Prüfung. Das Studium Pflegewissenschaft wird mit dem “Bachelor of Science” abgeschlossen. An manchen Hochschulen weist das Studium hohe sozialwissenschaftliche Anteile aus, weshalb manchmal auch der akademische Grad “Bachelor of Arts” verliehen wird. 

 

 

 

 

Pflegewissenschaft Master



Ein akademischer Abschluss wie Bachelor oder Diplom ist Voraussetzung für einen Master in Pflegewissenschaft. Der erste berufsqualifizierende Abschluss muss nicht Pflegewissenschaft sein, jedoch sollte ein thematischer Bezug gegeben sein. Die weiteren Zulassungsvoraussetzungen für den Masterstudiengang unterscheiden sich von Hochschule zu Hochschule. Eine bestimmte Abschlussnote, eine Eignungsprüfung oder Berufspraxis nach dem ersten Abschluss kann verlangt werden. 

 

Im Masterstudium Pflegewissenschaft geht es darum, die Fähigkeit zur Forschung zu entwickeln. Die Studierenden konzipieren selbst klinische Forschungsprojekte und evaluieren sie. Gleichzeitig lernen die Studierenden, selbst neue wissenschaftliche Methoden und Theorien zu entwickeln. Der Masterstudiengang qualifiziert für Führungspositionen in der Pflege, denn die Planung und der Ablauf von pflegerischen Prozessen wird ebenfalls gelehrt. Je nach Hochschule können die Module und Schwerpunkte stark variieren. Bei der Wahl des ausbildenden Instituts ist daher immer zu berücksichtigen, ob man mehr Wert auf Qualifikationen für eine Arbeit in der Forschung oder im Management legt. 

 

Im Masterstudium Pflegewissenschaft werden, den persönlichen Interessen entsprechend, zwei bis drei thematische Schwerpunkte gewählt. Das Studium in Vollzeit dauert drei bis fünf Semester, zu Beginn liegt ein starker Akzent auf der Vermittlung der wissenschaftlichen Methodik. Wird der Master Pflegewissenschaft berufsbegleitend als Teilzeitstudium absolviert, verlängert sich die Studiendauer entsprechend. Abgeschlossen wird der Master mit einer Masterarbeit und einem umfangreichen Kolloquium. 

Hochschulen

 

Deutsche Hochschulen, an denen Pflegewissenschaft im Bachelor und Master aktuell (2017-) studiert werden kann, sind unter anderem:

 

 

Daneben bieten weitere Hochschulen und Universitäten pflegewissenschaftliche Studiengänge an, die jedoch unter Namen wie “Pflege” oder “Gesundheitswissenschaften” laufen. Die Studieninhalte sind in der Regel deckungsgleich, dennoch ist es empfehlenswert, die Angebote detailliert miteinander zu vergleichen. 

Jobs und Karriereperspektiven

 

Dank des interdisziplinären Studiums sind Pflegewissenschaftler vielseitig aufgestellt. Arbeitgeber sind Alten-und Pflegeeinrichtungen sowie Kliniken, Hochschulen und Universitäten, Krankenkassen und Sozialversicherungsträger, städtische und kommunale Gesundheitsbehörden. Je nach persönlicher Präferenz empfiehlt sich eine frühzeitige Spezialisierung während des Studiums. Wer seine Zukunft im Bereich Lehre, Aus-und Fortbildung sieht, sollte pädagogische Schwerpunkte setzen.

 

Bei einem Job in der Verwaltung empfehlen sich juristische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Ob nach dem Bachelor ein Masterstudium angestrebt wird, hängt ebenfalls von persönlichen Karrierepräferenzen ab. Während der Master für eine akademische Karriere zwingend notwendig ist, sind Pflegeeinrichtungen deutlich praxisorientierter. Hier reicht auch ein Bachelor, um sich mit Motivation, Fleiß und Erfahrung an die Spitze zu arbeiten. 

Gehalt in der Pflegewissenschaft

 

Wie sieht das Gehalt in der Pflegewissenschaft aus?

 

Ein akademisch ausgebildeter Pflegewissenschaftler verdient deutlich mehr als Berufskollegen mit Ausbildung. Als Einstiegsgehalt ist mit jährlich 35.000 bis 40.000 Euro brutto zu rechnen. Masterabsolventen können auf diesen Betrag noch 5000 bis 10.000 Euro addieren, da sie schneller in leitende Positionen gelangen. 

Fazit

 

Aktuell gibt es in Deutschland 2,5 Millionen Pflegebedürftige, bis 2050 wird sich die Anzahl verdoppelt haben. Parallel steigt die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften, die an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Praxis und Management agieren können. Eine Studie, die vom Bayerischen Wissenschaftsministerium 2003 in Auftrag gegeben wurde, hat festgestellt, dass 94 % der Absolventen der Pflegewissenschaft unmittelbar nach dem Studium eine Anstellung gefunden hatten. Wer gerne mit Menschen arbeitet und dazu noch Organisationstalent hat, findet in der Pflegewissenschaft einen Beruf mit Zukunft. Auch Fachkräfte ohne Abitur erhalten in diesem Studiengang die Möglichkeit, ihre Karriere weiter auszubauen.