Ein geeignetes Medizincontrolling-Instrument zur Optimierung der Abläufe innerhalb von Kernprozessen (Geschäftsprozessen) sowie zwischen Kernprozessen und Management- bzw. Unterstützungsprozessen im Krankenhaus sind die sogenannten klinischen Behandlungspfade (Clinical Pathways). Mit Hilfe von klinischen Behandlungspfaden können nichtwertschöpfende Aktivitäten im Leistungsprozess entdeckt und vermindert werden. Sie sind daher sinnvoll im Rahmen der Wertkettenanalyse anzuwenden.
Wertvernichtende Aktivitäten können im Krankenhaus in folgenden Erscheinungsformen auftreten: Wahrnehmung nicht qualifikationsgerechter Aufgaben, unnötige Mehrfacharbeit, hoher Transport- und Logistikaufwand sowie unnötige Wartezeiten.
Eine einheitliche Definition von klinischen Behandlungspfaden hat sich in der Literatur noch nicht durchgesetzt. "Ein klinischer Behandlungspfad ist der im Behandlungsteam selbst gefundene berufsgruppen- und institutionenübergreifende Konsens für die beste Durchführung der gesamten stationären Behandlung unter Wahrung festgelegte Behandlungsqualität sowie unter Berücksichtigung der notwendigen und verfügbaren Ressourcen, ebenso unter Festlegung der Aufgaben sowie Durchführungs- und Eigenverantwortlichkeiten. Der klinische Pfad steuert den Behandlungsprozess; gleichzeitig ist der Dokumentationsinstrument und erlaubt die Kommentierung von Normabweichungen zum Zwecke fortgesetzter Evaluation und Verbesserung." (Roeder et al., in: Das Krankenhaus, H. 1/2003, S. 21 f.)
Klinische Behandlungspfade sind Instrumente des Medizincontrollings, da ihre Anwendung ein hohes medizinisches Fachwissen voraussetzt. Bei richtiger Implementierung können sie die Behandlungskosten senken. Dies gelingt einerseits durch den geplanten Ablauf der Behandlungen und andererseits durch eine Optimierung des Ressourceneinsatzes. Zudem kann, verbunden mit der Prozessoptimierung, eine Steigerung der Behandlungsqualität erreicht werden.
Aus strategischer Sicht geben implementierte klinische Behandlungspfade wertvolle Hinweise zur Produktentwicklung. Verbunden mit einer prozessbegleitenden Kalkulation lassen sich strategische Informationen zur Einschränkung oder zum Ausbau von Leistungsangeboten nicht nur im eigenen Haus, sondern wertschöpfungsübergreifend generieren.
Die Entwicklung / Implementierung klinischer Behandlungspfade ist eine strategische Aufgabe und bedarf damit der Unterstützung der obersten Krankenhausleitung. Aufgrund des interdisziplinären Charakters derartiger Projekte ist die Installation eines berufsgruppenübergreifenden Projektteams sinnvoll; u. a. sollten Ärzte, Pflegepersonal, Wirtschafts- und Versorgungspersonal, Qualitätsbeauftragte und Medizincontroller involviert sein.
Der Medizincontroller bietet sich aufgrund seiner Schnittstellenposition als Projektleiter an. Behandlungspfade erscheinen vor allem geeignet, wenn sie folgende Merkmale aufweisen:
- hohe Fallzahl
- hoher Umsatz
- hoher Ressourcenverbrauch
- niedrige Komplexität
- wenig Schnittstellen
- operativer Prozess
- gute Datengrundlage