Medizincontrolling - Aufgaben, Studium, Gehalt

Medizincontrolling - Aufgaben, Studium, Gehalt

 

Medizincontrolling im Krankenhaus: Einordnung als bereichsbezogenes Controlling



Das Krankenhauscontrolling berücksichtigt als bereichsbezogenes Controlling die besonderen Anforderungen an das Controlling im Krankenhausbereich. Dies beinhaltet Besonderheiten im Hinblick auf Aufgabenstellung, Instrumenteneinsatz und organisatorische Eingliederung des Controllings im Krankenhaus. Das Medizincontrolling wird dabei als integrativer Bestandteil des Krankenhauscontrollings verstanden. 

Aufgaben im Medizincontrolling

 

Medizincontrolling als integrativer Bestandteil des Krankenhauscontrollings

 

Mit der Einführung des DRG-Systems hat sich vermehrt das Berufsbild des Medizincontrollers entwickelt. Aufgrund der hohen Einflussnahme des DRG-Systems auf die Erlössituation eines Krankenhauses wurde eine professionellere Codierung und Dokumentation medizinischer Leistungen notwendig. Darauf aufbauend hat sich das Aufgabenfeld des Medizincontrollers kontinuierlich weiterentwickelt. Es umfasst heute eine Vielzahl operativer und strategischer Themengebiete. 


Dies beinhaltet im strategischen Bereich u. a. den Einsatz klinischer Behandlungspfade, die Durchführung von Benchmarking-Projekten sowie die Entwicklung des Leistungsspektrums. Hier kommen beispielsweise Markt- und Portfolio-Analysen zum Einsatz. Medizincontroller-Stellen sind heute fester Bestandteil der Krankenhausorganisation. 


Der Aufgabenschwerpunkt des Medizincontrollings liegt auf der Verbesserung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität medizinischer Leistungsprozesse. Es ist offensichtlich, dass dazu eine enge Abstimmung mit dem Qualitätsmanagement notwendig ist. Das Medizincontrolling agiert an der Schnittstelle von medizinischem und kaufmännischem Bereich. Häufig verfügen Medizincontroller über eine Ausbildung als Mediziner. 


Die Ausführungen zum Medizincontrolling haben deutlich gemacht, dass aus institutioneller Perspektive eine Bündelung von medizinischem, pflegerischem und kaufmännischem Controlling in einer Abteilung notwendig ist, um ein Auseinanderbrechen in Denkschulen zu vermeiden. Empirische Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass ein Großteil der deutschen Krankenhäuser über eine eigenständige Abteilung mit dem Namen Controlling verfügt.

 

 

Zum Stand eines marktorientierten strategischen Medizincontrollings im Krankenhaus

 

Zum heutigen Stand des Krankenhauscontrollings ist zu sagen, dass eine klar umrissene Konzeption sowie Definition des Krankenhauscontrollingbegriffs weder in der Praxis noch in der Wissenschaft zu finden sind. In der fachbezogenen Literatur werden überwiegend operative Aufgaben behandelt, die eher eine Feedback-Betrachtung und eine geringe bis gar keine Marktorientierung aufweisen. Hier dominieren vor allem monetäre, nach innen gerichtete, Größen. 


Verschärft wird die Situation im Krankenhaus durch die enge Verbindung der Kosten- und Leistungsrechnung (internes Rechnungswesen) mit dem externen Rechnungswesen. Hervorgerufen durch gesetzliche Regelungen der Krankenhaus-Buchführungsverordnung (KHBV), basiert das interne Rechnungswesen im Krankenhaus auf Daten des externen Rechnungswesens.


Hier ist die Implementierung einer davon getrennten zukunftsorientierten Entscheidungsrechnung zu empfehlen. "Ein Krankenhaus mit Hilfe der Bilanz steuern zu wollen, wäre so effektiv wie ein Auto allein mit dem Blick in den Rückspiegel zu fahren. In beiden Fällen würde der Abgrund nahe sein." (Fleßa) Die Hauptaufgabe vieler Krankenhauscontroller liegt in der Praxis darin, das Krankenhausmanagement bei der externen Budgetierung zu unterstützen. 


Das im Krankenhaus bisher eher operativ orientierte Controlling kann seiner Unterstützungsfunktion nicht in vollem Umfang gerecht werden. So haben im Krankenhauscontrolling monetär-quantitative Instrumente einen höheren Stellenwert als qualitativ-strategische. Die Herausfordrung besteht für Krankenhäuser darin, ein professionelles marktorientietes strategisches Controlling zu implementieren. 

 

 

Klinische Behandlungspfade als Instrumente des Medizincontrollings

 

Ein geeignetes Medizincontrolling-Instrument zur Optimierung der Abläufe innerhalb von Kernprozessen (Geschäftsprozessen) sowie zwischen Kernprozessen und Management- bzw. Unterstützungsprozessen im Krankenhaus sind die sogenannten klinischen Behandlungspfade (Clinical Pathways). Mit Hilfe von klinischen Behandlungspfaden können nichtwertschöpfende Aktivitäten im Leistungsprozess entdeckt und vermindert werden. Sie sind daher sinnvoll im Rahmen der Wertkettenanalyse anzuwenden. 


Wertvernichtende Aktivitäten können im Krankenhaus in folgenden Erscheinungsformen auftreten: Wahrnehmung nicht qualifikationsgerechter Aufgaben, unnötige Mehrfacharbeit, hoher Transport- und Logistikaufwand sowie unnötige Wartezeiten. 


Eine einheitliche Definition von klinischen Behandlungspfaden hat sich in der Literatur noch nicht durchgesetzt. "Ein klinischer Behandlungspfad ist der im Behandlungsteam selbst gefundene berufsgruppen- und institutionenübergreifende Konsens für die beste Durchführung der gesamten stationären Behandlung unter Wahrung festgelegte Behandlungsqualität sowie unter Berücksichtigung der notwendigen und verfügbaren Ressourcen, ebenso unter Festlegung der Aufgaben sowie Durchführungs- und Eigenverantwortlichkeiten. Der klinische Pfad steuert den Behandlungsprozess; gleichzeitig ist der Dokumentationsinstrument und erlaubt die Kommentierung von Normabweichungen zum Zwecke fortgesetzter Evaluation und Verbesserung." (Roeder et al., in: Das Krankenhaus, H. 1/2003, S. 21 f.)


Klinische Behandlungspfade sind Instrumente des Medizincontrollings, da ihre Anwendung ein hohes medizinisches Fachwissen voraussetzt. Bei richtiger Implementierung können sie die Behandlungskosten senken. Dies gelingt einerseits durch den geplanten Ablauf der Behandlungen und andererseits durch eine Optimierung des Ressourceneinsatzes. Zudem kann, verbunden mit der Prozessoptimierung, eine Steigerung der Behandlungsqualität erreicht werden. 


Aus strategischer Sicht geben implementierte klinische Behandlungspfade wertvolle Hinweise zur Produktentwicklung. Verbunden mit einer prozessbegleitenden Kalkulation lassen sich strategische Informationen zur Einschränkung oder zum Ausbau von Leistungsangeboten nicht nur im eigenen Haus, sondern wertschöpfungsübergreifend generieren. 


Die Entwicklung / Implementierung klinischer Behandlungspfade ist eine strategische Aufgabe und bedarf damit der Unterstützung der obersten Krankenhausleitung. Aufgrund des interdisziplinären Charakters derartiger Projekte ist die Installation eines berufsgruppenübergreifenden Projektteams sinnvoll; u. a. sollten Ärzte, Pflegepersonal, Wirtschafts- und Versorgungspersonal, Qualitätsbeauftragte und Medizincontroller involviert sein.

 

Der Medizincontroller bietet sich aufgrund seiner Schnittstellenposition als Projektleiter an. Behandlungspfade erscheinen vor allem geeignet, wenn sie folgende Merkmale aufweisen:

 

  • hohe Fallzahl
  • hoher Umsatz
  • hoher Ressourcenverbrauch
  • niedrige Komplexität
  • wenig Schnittstellen
  • operativer Prozess
  • gute Datengrundlage

 

 

Fähigkeitsprofil im Medizincontrolling

 

Voraussetzungen für das Medizincontrolling

 

1. Fachbezogene Anforderungen - Fachliche (methodische) Kompetenz im Medizincontrolling:

 

  • Methodenkompetenz im strategischen und operativen Controlling (insbesondere im Bereich von Planungs-, Kontroll- und Informationssystemen);
  • Verständnis von krankenhausökonomischen und -rechtlichen Zusammenhängen;
  • Geschäftsverständnis (Grundkenntnisse von pflegerischen und medizinischen Prozessen);
  • Fundierte Kenntnisse im Bereich Krankenhausfinanzierung und Krankenhauskostenrechnung (DRG-Kalkulation); 
  • Beherrschen von Instrumenten des Medizin-, Personal-, Pflege und Prozesscontrollings;
  • Kenntnisse im Bereich der marktorientierten Unternehmensführung;
  • Kenntnisse im Geschäftsprozess- und Informationsmanagement;
  • Didaktische Grundkenntnisse (Fähigkeit zur Vermittlung von Fachwissen);
  • Praxisbezug (Anwenden des Fachwissens auf die Problemstellung in der Praxis - Umsetzungsfähigkeit);
  • Beherrschen von grundlegenden Moderationstechniken;
  • Interdisziplinäre Problemlösungskompetenz.

 


 

2. Personenbezogene Anforderungen - Soziale (verhaltensbezogene) Kompetenz im Medizincontrolling:

 

  • Vertrauenswürdigkeit;
  • Analytische Denkweise;
  • Strategische (offene) Denkweise;
  • Fähigkeit einer ganzheitlich vernetzten sowie kreativen Denkweise;
  • Interdisziplinäre Denkweise;
  • Flexibilität;
  • Standfestigkeit und Durchhaltevermögen;
  • Fähigkeit der kritischen Reflexion;
  • Kommunikationsfähigkeit;
  • Überzeugungsfähigkeit;
  •  Neutralität;
  • Sachlichkeit;
  • Diplomatisches Geschick;
  • Führungseigenschaften;
  • Teamfähigkeit;
  • Empathische Fähigkeiten;
  • Integrität;
  • Konfliktlösungsfähigkeit. 

Studium des Medizincontrollings

 

Wissenswertes zum Medizincontrolling-Studium

 


Zum Buch

Die Position des Medizincontrollers übernehmen meist Fachärzte, aber auch Mitarbeiter aus der Pflege oder Ökonomen. Viele der Mediziner absolvieren dazu ein betriebswirtschaftliches Zusatzstudium, zum Beispiel zum Master of Business Administration (MBA), oder verfügen über eine Weiterbildung an einem privaten Institut. Einen Bachelor in Medizincontrolling kann z.B. an der Medical School Berlin absolviert werden.

 
Reine Betriebswirtschaftler sind nur selten vertreten, da es eine der Hauptaufgaben des Medizincontrollers ist, betriebswirtschaftliches mit medizinischem Know-how zu verknüpfen. Medizincontroller sind in der Regel Fachärzte mit Weiterbildung in BWL, Pflegekräfte mit Weiterbildung in BWL, Ökonomen mit medizinischen Fachkenntnissen, Informatiker mit medizinischen Fachkenntnissen.

 

Speziell für das Gebiet Medizincontrolling bietet die Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM) in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg Seminare an. Welche Hochschulen ein solches Studium anbieten, können Sie unter Gesundheitsstudiengänge einsehen. Fernstudienanbieter, die ein Studiengang in dieser Richtung anbieten, sind:

 

 

 

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Jobs und Berufschancen im Medizincontrolling

 

Die meisten Medizincontroller arbeiten in Krankenhäusern ab einer Größe von 200 bis 300 Betten oder sind bei Krankenhausketten angestellt. Daneben kommt als Arbeitgeber eine wachsende Zahl privatwirtschaftlicher Institute infrage, die das Medizincontrolling als Dienstleistung für Kliniken anbieten.


Durch gesetzliche Änderungen zählen voraussichtlich bald auch niedergelassene Ärzte zu den Kunden der Medizincontroller, ebenso wie die Pharmaindustrie, Krankenkassen, Softwarehäuser und Wirtschaftsprüfungsunternehmen.


Zurzeit gibt es rund 800 angestellte Medizincontroller in Deutschland. Das sind zu wenig. Bei einer Anzahl von rund 2.200 Krankenhäusern, von denen auch die kleineren mindestens eine Drittel- bis halbe Stelle bräuchten, sind noch Vakanzen vorhanden. Vor allem in kommunalen und konfessionellen Krankenhäusern besteht Nachholbedarf.

 

Medizincontrolling kann also insgesamt als eine wachsende Zukunftsbranche betrachtet werden. Die Berufschancen bzw. Berufsaussichten für Medizincontroller sind somit als durchweg gut anzusehen.

Gehalt im Medizincontrolling

 

Wie sieht das Gehalt im Medizincontrolling aus?

 

Die Einstiegsgehälter im Medizincontrolling sind unterschiedlich. Im Rahmen des Bundesangestellten-Tarifs (BAT) lagen sie bisher meist zwischen den Stufen 2b und 1a. Je nach Alter, Familienstand und Ortszuschlag können das in einem Fall 2.000 Euro brutto pro Monat, in einem anderen Fall mehr als doppelt so viel sein. Inzwischen gilt der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVÖD). Die Gehälter entsprechen weitgehend denen aus BAT-Zeiten. In Spitzenpositionen sind für Medizincontroller Gehaltsstufen möglich, die der eines leitenden Oberarztes entsprechen, d.h. dass hier im Medizincontrolling ein Gehalt von jährlich bis zu 130.000 Euro erzielt werden kann.

 

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